Heimatverein Lutherstadt Wittenberg und Umgebung e.V.
  Christoph Scheurl
 

Vor 500 Jahren

1511 verlässt Christoph Scheurl, Starjurist und Rektor

der Leucorea Wittenberg und wird Rechtskonsulent

der Freien Reichsstadt Nürnberg


Christoph Scheurl wurde am 11. November 1481 in Nürnberg geboren und starb am 14. Juni 1542 in Nürnberg. Er  war ein deutscher Jurist, Diplomat und Humanist.

Es war wohl der Vermittlung von Johann v. Staupitz zu verdanken, dass der Kurfürst Friedrich der Weise den Doktor des kanonischen und weltlichen Rechts Christoph Scheurl für eine Professur an der Wittenberger Universität verpflichten konnte. Ein Glücksfall, wie sich zeigte.

Am 13.04.1507 nahm der in Bologna promovierte Professor seine Vorlesungen an der Universität auf und übernahm bereits am 01.05.1507 das Rektorat der Akademie.

Von nun an ging es bergauf mit der Wittenberger Hochschule. So entwarf er neue Statuten nach dem Vorbild der Universität Bologna und zog weitere humanistische Lehrkräfte an die Universität, interessierte Studenten kamen somit zunehmend nach Wittenberg und brachten Geld in die Stadt.

1508 wurde er Herzoglich Sächsischer Rat und zum Assessor des Herzoglich Sächsischen Gerichts in Leipzig und Altenburg ernannt. Obwohl Kurfürst Friedrich der Weise ihn gern in Wittenberg gehalten hätte, folgte Scheurl einem im Dezember 1511 erfolgten Ruf nach Nürnberg, wo er am 5. Januar 1512 das Amt eines Rechtskonsulenten antrat.

Um Geld in die Stadt zu bringen, diente sicher auch die mir bekannte erste Werbeaktion für Wittenberg, die Scheurl in folgenden Worten ausdrückte:

„Kommt nach Wittenberg, das sich des trefflichsten Klimas erfreut und – Gott sei es gedankt – zur Zeit völlig seuchenfrei ist, dessen Bürger gebildet und den Männern der Wissenschaft zugetan sind und das euch den billigsten Lebensunterhalt gewährt. Für nur 8 Gulden könnt ihr den Unterhalt für ein ganzes Jahr bestreiten. Kaiser und Papst aber haben die Hochschule mit allen Vorrechten ausgestattet, deren sich ihre ältesten und berühmtesten Schwestern erfreuen: Sie übertrifft letztere schon durch die große Anzahl der gelehrtesten Dozenten, die aus aller Herren Ländern sich hier zusammengefunden haben.“

Bei der Auswahl der Gedenktafeln an den Universitätsgebäuden vermisse ich den gelehrten Dozenten Christoph Scheurl, den berühmten Humanisten und Rektor der Leucorea. Jedoch auf den Bodenplatten im Hof der Leucorea sind alle zur damaligen Zeit existierenden Universitäten und Schwestern zu lesen.

Die Bezeichnung Schwestern für die anderen Universitäten zeugt von der engen Verbundenheit dieser Lehranstalten.

Erfreulich für mich war vor einigen Jahren dann die Begegnung mit dem Bildnis von Scheurl im Rahmen einer Ausstellung im Cranach-Haus Markt 4. Ein Gemälde von Lucas Cranach, gemalt mit Öl auf Holz im Format 48.5 x 40,5 cm. Es stammt aus dem Jahre 1509.

Sicher nicht ganz zufällig, dass Scheurl im gleichen Zeitraum Cranach mit Lobpreisungen überhäufte.

So u. a. „In der Tat, wenn ich den einzigen Albrecht Dürer, meinen Landsmann, dieses unzweifelhafte Genie ausnehme, so muss, was die lange vernachlässigte Malerkunst anlangt, unser Jahrhundert meines Erachtens, Dir allein den obersten Rang zustehen.“

Scheurl war für mich nicht nur einer der gelehrtesten Dozenten, Jurist und Humanist, der in Wittenberg seine Spuren hinterließ, sondern auch ein Werbefachmann und Förderer für die Stadt. Er war einer der vielen berühmten Professoren, die zu seiner Lebenszeit in Wittenberg lehrten und lebten, der leider etwas in Vergessenheit geraten ist.                         R. Kaufhold