Heimatverein Lutherstadt Wittenberg und Umgebung e.V.
  Friedrich der Weise
 

Am 17. Januar 1463, vor 550 Jahren,

wurde Kurfürst Friedrich der Weise in Torgau geboren

Er war der älteste Sohn des Kurfürsten Ernst von Sachsen und seiner Ehefrau Elisabeth von Bayern. Seine Großmutter Margarete war sogar eine Schwester Kaiser Friedrichs III. 1486 trat er die Nachfolge seines Vaters an, der schon mit etwa 45 Jahren durch einem Jagdunfall aus dem Leben gerissen wurde.


In den 39 Jahren seiner Regierung führte Friedrich
ganz seinem Namen entsprechend („Friedensherrscher")
keine Kriege. Luther legte für ihn biblische Schriften
als Trost in Tagen der Krankheit aus und nannte ihn
„sapientissimus" (sehr weise). Melanchthon dichtete
auf ihn
den Vers (wörtlich übersetzt aus dem Lateinischen):

 „Kriege führten die anderen mit dem Schwert,
du aber mit dem Verstand
und die ohne Gewalt Besiegten haben dir
oft die Hände gereicht."

 Er maß dem Rat der Fachleute großen Wert bei und
pflegte zu sagen: „Ich glaube dem Schuster um die
Schuhe, dem Schneider um die Hosen und dem
Schmidt um
das Eisen."

Bald nach seinem Regierungsantritt ließ er Wittenberg zur Residenz ausbauen und gründete 1502 die Universität. So verhalf er der Stadt zu ihrem Aufstieg „vom mittleren Landstädtchen" (K. Blaschke) zu einem Zentrum der Kirchenreformation des 16. Jahrhunderts. 1512 förderte er Luther, indem er die Kosten von dessen Doktorpromotion übernahm. Er suchte das Gespräch mit humanistischen Gelehrten wie Erasmus von Rotterdam und Johann Reuchlin, berief Melanchthon nach Wittenberg, ließ sich von Albrecht Dürer in Nürnberg malen und zog Lucas Cranach d. Ä. als Hofmaler in seine Residenz. Nach der Veröffentlichung der 95 papstkritischen Ablassthesen Luthers nahm Friedrich eine vorsichtig abwartende Haltung gegenüber Papst und Kaiser ein, die ihn aufforderten, den „Ketzer" an das Gericht auszuliefern. Friedrich aber war keineswegs bereit, einen Professor seiner Universität auszuliefern, dessen Lehre nicht widerlegt war und der die Unterstützung vieler kluger Gelehrter genoss.

Der Tod Kaiser Maximilians I. im Januar 1519 stellte Friedrich zeitweise in den Mittelpunkt fast europaweiter politischer Machtspiele. Papst Leo X. wollte ihn zum Nachfolger Maximilians machen um zu verhindern, dass wieder ein mächtiger Habsburger den Kaiserthron besteigt. Man spekulierte: Friedrich wird Kaiser, Luther Kardinal. Aber Friedrich lehnte die Wahl ab, weil er einsah, dass seine Macht nicht ausreichen würde, die widerspenstigen Fürsten Deutschlands zu zähmen. Er wählte mit der Mehrheit der Kurfürsten Karl von Spanien, einen Enkel Maximilians, zum deutschen König (Regent bis 1556). In seinen letzten Jahren quälten Friedrich Magen- und Nierenleiden. Am 5. Mai 1525 starb er in seinem Lochauer Jagdschloss (heute Annaburg). Wenige Tage darauf wurde er in der von ihm erbauten Schlosskirche in Wittenberg begraben. Seine Gesichtszüge haben uns die hervorragenden Porträtgemälde Albrecht Dürers und Lucas Cranachs überliefert. Peter Vischer d. J. schuf das prächtige Grabmal aus Bronze.

Bernhard Gruhl