Heimatverein Lutherstadt Wittenberg und Umgebung e.V.
  Kaum Erinnerungen an Gasthof
 

Kaum Erinnerungen an Gasthof "Deutsches Haus"

Wittenberg/Serie: Vergessene Gasthöfe.
Durch die Entfestigung der Stadt Wittenberg ergaben sich für die Stadtverwaltung neue Aufgaben und in den städtischen Körperschaften machten sich wichtige Beschlüsse notwendig. Sie mussten verantwortungsvoll getroffen werden, denn davon hingen andere wichtige Probleme ab, die für die nächsten Jahrzehnte bedeutungsvoll wurden. Nachdem 1878 zunächst für die Fußgänger und ein Jahr später auch für Fuhrwerke die Straße vor dem Brückenkopf nach Pratau für den Verkehr freigegeben wurde, drängten die Bürger der Stadt, einen größeren Weg zur Elbbrücke zu erhalten, der durch die schmale Elbstraße nicht gegeben war. So kam es bereits 1895, also vor rund 125 Jahren, zu Eingaben an den Magistrat in diesem Sinne, doch 1909 hatte sich die Stadtverordnetenversammlung eingehend damit zu beschäftigen. Es gab nun ein Für und Wider, so dass die Vorlage einer Kommission übergeben wurde, die aus den Herren Friedrich, Gerischer, Walter, Fuhrmann und Sichler bestand. Ziel war es, Häuser in der Mitte der Collegienstraße aufzukaufen und nach Abbruch einen Durchgang für Fuhrwerke zu schaffen. Zur Debatte standen mehrere Grundstücke, darunter der Gasthof "Deutsches Haus ". Es war eine gutgehende Kneipe, die 1880 von Wilhelm Skirl bewirtschaftet wurde. 1894 wird der Gastwirt Hagen genannt. Im Jahre 1907 war zunächst noch A. Knape Gasthofbesitzer im Grundstück Collegienstraße 75, doch im gleichen Jahr erscheint Albert Mrowitzky als Restaurateur. Er war ein stadtbekannter und beliebter Gastwirt, der auch während der Vogelwiese ein Speise- und Schankzelt auf der Kuhlache betrieb. Während seiner Tätigkeit als Gastwirt kam es dazu, dass der Magistrat von Wittenberg endlich im Jahre 1919 den Kauf des Grundstücks Collegienstraße 75 und dem gegenüber liegenden Haus (Collegienstraße 23) durchführte. Der Kaufpreis betrug 180 000 Mark beziehungsweise 90 000Mark. Der Abbruch des Hauses zog sich in die Länge und kam erst nach 1925 zustande. Man hatte damit dem Gastwirt die Existenz genommen und übertrug ihm die Bewirtschaftung der neu eingerichteten Gaststätte "Ratsschänke" am Markt 14. Der historische Ratskeller im Rathaus wurde nicht wieder eröffnet nach dem Rathaus-Umbau 1928.
Heinrich Kühne 1995